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timefliesaway 's review for:
Das Argus-Auge: Versteckt
by Sarah Lemme
lighthearted
mysterious
reflective
slow-paced
Plot or Character Driven:
A mix
Strong character development:
Complicated
Loveable characters:
Yes
Diverse cast of characters:
Yes
Flaws of characters a main focus:
Yes
Wer gern rätselt und es liebt, Geheimnisse selbst aufzudecken, für den ist das eher weniger was. Zumindest rätselt man hier nicht lange, da man die POVs der Antagonisten schon schnell zu lesen bekommt und die Karten alle auf dem Tisch sieht. Ein paar Geheimnisse gibt es weiterhin, es wird also nicht gleich alles auf einmal aufgedeckt, aber definitiv schneller als für die Helden. Theorien kann man sich zwar ausdenken, aber diese werden im nächsten Kapitel gleich beantwortet.
Was nicht unbedingt was Schlechtes sein muss, und sicher gibt es viele Leser, die sowas besser finden. Ich persönlich fand aber, dass es die Spannung genommen hatte, wenn man gleich immer wusste, wer zu den Bösen und wer zu den Guten gehört, und vor allem was die Bösen vorhatten. Das einzige Spannende war, zu wissen, dass selbst die Bösen nicht einwandfrei arbeiten und die Helden demnach eine gute Chance hatten, ihnen in die Quere zu kommen. Genauso auch andersrum.
Abgesehen davon ist alles recht oberflächlich und mir fehlt Charaktertiefe. Die einzige Tiefe haben Sam und Bea bekommen, denn die beiden haben immer recht lange innere Monologe. Aber alle anderen Charaktere… zu ihnen fehlte mir oft der emotionale Bezug.
Als ein Charakter gestorben ist, den ich eigentlich von Anfang an mochte und auf jeden Fall wollte, dass derjenige öfters in der Handlung vorkommt, war ich selbst überrascht, wie wenig mich dessen Tod berührt hat. Generell war die Sterbensszene relativ oberflächlich beschrieben und ging gleichzeitig viel zu schnell, aber auch viel zu langsam… viele innere Monologe des Protagonisten, Gedanken, die immer wieder kreisten und die Szene teilweise unnötig dehnten, und die Action an sich war eher kurz, der Tod emotionslos.
Der Charakter hatte einen etwas besseren Tod verdient. Auch die Reaktion der anderen Charaktere war fast unrealistisch. Klar, sie hatten keine emotionale Bindung zu der Person und haben sicher schon viele Tode und Verluste in ihrem Job erlebt. Trotzdem reagiert man da wenigstens etwas. Oder hat zumindest mehr Empathie bezüglich der Person, die jemand wichtiges verloren hat.
Auf der anderen Seite gibt es Charaktere, die Sam gerade mal ein paar Tage kennt, und als die nur einen schlechten Tag hatten, hat sie sich immens gesorgt und die Szene war viel dramatischer als sie eigentlich sein sollte. Ja, da hat jemand halt einen Fehler begonnen und hat nun Selbstzweifel. auch wenn derjenige über 40 ist und sich wie ein Kleinkind benimmt. Sam, die 15 ist, muss ihm erstmal eine Rede halten, dass alles wieder gut wird.
Warum waren diese Szenen viel dramatischer als die Todesszene des einen Charakters? Obwohl Sam eine größere Bindung zu demjenigen hatte, als der ihr 40-jähriger Kollege. Wenn es andersrum wäre, okay, aber da dies nicht der Fall ist, bin ich eher verwirrt und skeptisch.
Die Freundschaft zwischen Sam und ihren älteren Kollegen, find ich interessant, denn sowas sieht man nicht oft. Allerdings fehlte mir der Aufbau der Freundschaft. Sie kennen sich gerade mal ein paar Tage, reden aber miteinander, als wären sie zusammen aufgewachsen und sowas wie Geschwister. Viel zu oberflächlich…
Außerdem ist alles relativ unrealistisch. Wie hat die Zentrale (auf der Heldenseite) so lange überlebt? Anscheinend gibt es sie seit ein paar Jahrhunderten. Aber alle Arbeiter benehmen sich, als wären sie Kleinkinder. Gesagt wird, sie sind sehr professionell, machen ihre Arbeit seit Jahren und arbeiten eigentlich einwandfrei, außerdem ist die Zentrale so sicher, dass es niemals jemand hier reingeschafft hat.
Ja, jeder macht Fehler und selbst die sichersten Orte sind nicht zu Hundertprozent sicher. Dennoch, wenn man die ganze Zeit zu sagen bekommt, welche Profis sie sind, möchte man doch wenigstens einmal sehen, wie professionell sie eben sind, oder nicht? Während Sams Anwesenheit sind jedenfalls alle plötzlich Kinder, die unüberlegt handeln und ständig Fehler machen, obwohl sie schon seit Jahrzehnten dort arbeiten.
Bei einem Fall zB saß der Typ über 13 Jahre dran und hat anscheinend nie was gefunden. Bzw. war da mal ein Hinweis, aber er ist nicht weiter darauf eingegangen. Sein Kollege, der nach diesen vielen Jahren mal dachte, er schaut in den Fall rein, findet gleich am ersten Tag was. Ohne ihn – welcher übrigens von allen gehasst wird –, hätten die noch Jahrhunderte nach der Person gesucht. Ich konnte es kaum glauben!
Ernsthaft: wie hat die Zentrale so lange überlebt? Denen würd ich niemals mein Leben anvertrauen. Und doch tut es Sam und jeder andere blind. Was wissen sie, was ich nicht weiß? Oder sind sie nur dort, weil das Leben beim Antagonisten viel härter ist?
Da kann man irgendwie nicht anders, als für die Antagonisten zu fiebern. Sorry, aber, so ein Haufen Dummköpfe, die sind schon selbst schuld, dass sie verlieren. Ein funktionierendes Gehirn könnte dem ein oder anderen echt nicht schaden...
Das World-building ist auch nicht ganz komplett. Ständig wird gesagt, das Argus-Auge ist wichtig, man muss es beschützen und es darf nicht in fremde Hände fallen. Ja, schon gut. Aber warum gibt es das überhaupt und warum helfen sie es? Die Erklärung war, jeder hat eine Bestimmung und das Auge hilft, dass derjenige die Bestimmung verfolgt. Schön. Aber wenn man Bestimmungen anscheinend nicht ändern kann und irgendwann werden sie so oder so einschreiten, wozu greifen die dann ein? An sich braucht es die überhaupt nicht. Das einzige was sie tun müssen, ist doch nur die Antagonisten abzuhalten, daran zu kommen.
Das beste wäre eigentlich, dass Auge zu zerstören. Die Prophezeiungen der Personen werden sicher so oder so weiterhin existieren, auch ohne dem Objekt. Oder sind die Guten auch zu gierig nach Macht?
~
Naja. Bis auf das Oberflächliche in der Geschichte, gibt es durchaus positives.
Zum einen find ich toll, dass es keine Romance gibt. Der Fokus liegt auf Sams Entdeckung ihrer Magie und ihrem neuen Lebensweg; und der andere POV hat ebenfalls viel zu tun. Außerdem gibt es so viele innere Monologe, dass deswegen keine Zeit gäbe, einen neuen Charakter vorzustellen und so auszuarbeiten, dass man darauf eine Romanze aufbauen kann.
Der Schreibstil ist auch sehr gut. Auch wenn ich manchmal das Gefühl hab, die Autorin verschanzt sich in den Gedanken der Protagonisten manchmal, denn es gibt viele Wiederholungen in den inneren Monologen. Aber dafür liest es sich schnell und flüssig, und dadurch, dass auch alles bis ins Detail beschrieben wird, kann man sich alles gut vorstellen. Bis auf paar Actionszenen vielleicht, aber sonst was die Umgebung und die Personen angeht zumindest.
Das Cover ist auch toll. An sich mag ich keine realen Personen auf Covern, aber das hier passt gut, wirkt ein wenig unheimlich, aber auch magisch. Die blauen Blitze kommen in der Geschichte vor, so kann man sie sich gleich besser vorstellen.
~
Also insgesamt war das Buch leider ein „Naja“, obwohl die Geschichte definitiv Potential hat. Es ist nicht schlecht, hat mich aber vor allem emotional kaum abgeholt...
Die Fortsetzungen werde ich aber trotzdem lesen und hoffe, die Zwillingsschwestern finden zueinander.
~
Dennoch bedanke ich mich bei der Autorin für ein Rezensionsexemplar, und dass ich bei der Leserunde dabei sein durfte.
-29.12.23
Was nicht unbedingt was Schlechtes sein muss, und sicher gibt es viele Leser, die sowas besser finden. Ich persönlich fand aber, dass es die Spannung genommen hatte, wenn man gleich immer wusste, wer zu den Bösen und wer zu den Guten gehört, und vor allem was die Bösen vorhatten. Das einzige Spannende war, zu wissen, dass selbst die Bösen nicht einwandfrei arbeiten und die Helden demnach eine gute Chance hatten, ihnen in die Quere zu kommen. Genauso auch andersrum.
Abgesehen davon ist alles recht oberflächlich und mir fehlt Charaktertiefe. Die einzige Tiefe haben Sam und Bea bekommen, denn die beiden haben immer recht lange innere Monologe. Aber alle anderen Charaktere… zu ihnen fehlte mir oft der emotionale Bezug.
Als ein Charakter gestorben ist, den ich eigentlich von Anfang an mochte und auf jeden Fall wollte, dass derjenige öfters in der Handlung vorkommt, war ich selbst überrascht, wie wenig mich dessen Tod berührt hat. Generell war die Sterbensszene relativ oberflächlich beschrieben und ging gleichzeitig viel zu schnell, aber auch viel zu langsam… viele innere Monologe des Protagonisten, Gedanken, die immer wieder kreisten und die Szene teilweise unnötig dehnten, und die Action an sich war eher kurz, der Tod emotionslos.
Der Charakter hatte einen etwas besseren Tod verdient. Auch die Reaktion der anderen Charaktere war fast unrealistisch. Klar, sie hatten keine emotionale Bindung zu der Person und haben sicher schon viele Tode und Verluste in ihrem Job erlebt. Trotzdem reagiert man da wenigstens etwas. Oder hat zumindest mehr Empathie bezüglich der Person, die jemand wichtiges verloren hat.
Auf der anderen Seite gibt es Charaktere, die Sam gerade mal ein paar Tage kennt, und als die nur einen schlechten Tag hatten, hat sie sich immens gesorgt und die Szene war viel dramatischer als sie eigentlich sein sollte. Ja, da hat jemand halt einen Fehler begonnen und hat nun Selbstzweifel. auch wenn derjenige über 40 ist und sich wie ein Kleinkind benimmt. Sam, die 15 ist, muss ihm erstmal eine Rede halten, dass alles wieder gut wird.
Warum waren diese Szenen viel dramatischer als die Todesszene des einen Charakters? Obwohl Sam eine größere Bindung zu demjenigen hatte, als der ihr 40-jähriger Kollege. Wenn es andersrum wäre, okay, aber da dies nicht der Fall ist, bin ich eher verwirrt und skeptisch.
Die Freundschaft zwischen Sam und ihren älteren Kollegen, find ich interessant, denn sowas sieht man nicht oft. Allerdings fehlte mir der Aufbau der Freundschaft. Sie kennen sich gerade mal ein paar Tage, reden aber miteinander, als wären sie zusammen aufgewachsen und sowas wie Geschwister. Viel zu oberflächlich…
Außerdem ist alles relativ unrealistisch. Wie hat die Zentrale (auf der Heldenseite) so lange überlebt? Anscheinend gibt es sie seit ein paar Jahrhunderten. Aber alle Arbeiter benehmen sich, als wären sie Kleinkinder. Gesagt wird, sie sind sehr professionell, machen ihre Arbeit seit Jahren und arbeiten eigentlich einwandfrei, außerdem ist die Zentrale so sicher, dass es niemals jemand hier reingeschafft hat.
Ja, jeder macht Fehler und selbst die sichersten Orte sind nicht zu Hundertprozent sicher. Dennoch, wenn man die ganze Zeit zu sagen bekommt, welche Profis sie sind, möchte man doch wenigstens einmal sehen, wie professionell sie eben sind, oder nicht? Während Sams Anwesenheit sind jedenfalls alle plötzlich Kinder, die unüberlegt handeln und ständig Fehler machen, obwohl sie schon seit Jahrzehnten dort arbeiten.
Bei einem Fall zB saß der Typ über 13 Jahre dran und hat anscheinend nie was gefunden. Bzw. war da mal ein Hinweis, aber er ist nicht weiter darauf eingegangen. Sein Kollege, der nach diesen vielen Jahren mal dachte, er schaut in den Fall rein, findet gleich am ersten Tag was. Ohne ihn – welcher übrigens von allen gehasst wird –, hätten die noch Jahrhunderte nach der Person gesucht. Ich konnte es kaum glauben!
Ernsthaft: wie hat die Zentrale so lange überlebt? Denen würd ich niemals mein Leben anvertrauen. Und doch tut es Sam und jeder andere blind. Was wissen sie, was ich nicht weiß? Oder sind sie nur dort, weil das Leben beim Antagonisten viel härter ist?
Da kann man irgendwie nicht anders, als für die Antagonisten zu fiebern. Sorry, aber, so ein Haufen Dummköpfe, die sind schon selbst schuld, dass sie verlieren. Ein funktionierendes Gehirn könnte dem ein oder anderen echt nicht schaden...
Das World-building ist auch nicht ganz komplett. Ständig wird gesagt, das Argus-Auge ist wichtig, man muss es beschützen und es darf nicht in fremde Hände fallen. Ja, schon gut. Aber warum gibt es das überhaupt und warum helfen sie es? Die Erklärung war,
Das beste wäre eigentlich, dass Auge zu zerstören. Die Prophezeiungen der Personen werden sicher so oder so weiterhin existieren, auch ohne dem Objekt. Oder sind die Guten auch zu gierig nach Macht?
~
Naja. Bis auf das Oberflächliche in der Geschichte, gibt es durchaus positives.
Zum einen find ich toll, dass es keine Romance gibt. Der Fokus liegt auf Sams Entdeckung ihrer Magie und ihrem neuen Lebensweg; und der andere POV hat ebenfalls viel zu tun. Außerdem gibt es so viele innere Monologe, dass deswegen keine Zeit gäbe, einen neuen Charakter vorzustellen und so auszuarbeiten, dass man darauf eine Romanze aufbauen kann.
Der Schreibstil ist auch sehr gut. Auch wenn ich manchmal das Gefühl hab, die Autorin verschanzt sich in den Gedanken der Protagonisten manchmal, denn es gibt viele Wiederholungen in den inneren Monologen. Aber dafür liest es sich schnell und flüssig, und dadurch, dass auch alles bis ins Detail beschrieben wird, kann man sich alles gut vorstellen. Bis auf paar Actionszenen vielleicht, aber sonst was die Umgebung und die Personen angeht zumindest.
Das Cover ist auch toll. An sich mag ich keine realen Personen auf Covern, aber das hier passt gut, wirkt ein wenig unheimlich, aber auch magisch. Die blauen Blitze kommen in der Geschichte vor, so kann man sie sich gleich besser vorstellen.
~
Also insgesamt war das Buch leider ein „Naja“, obwohl die Geschichte definitiv Potential hat. Es ist nicht schlecht, hat mich aber vor allem emotional kaum abgeholt...
Die Fortsetzungen werde ich aber trotzdem lesen und hoffe, die Zwillingsschwestern finden zueinander.
~
Dennoch bedanke ich mich bei der Autorin für ein Rezensionsexemplar, und dass ich bei der Leserunde dabei sein durfte.
-29.12.23